Premiere auf dem Weg nach Pisa! Diesmal haben wir uns erstmals vorgenommen, zwei Tage am Stück zu wandern. War das wirklich eine schlaue Idee?
Hier wie immer der Streckenverlauf:
Die Anreise nach Soltau erfolgte wie gewohnt mit der Bahn.
Bevor wir uns fragten, was denn heute so unser Ziel sei, wurde die Frage prompt beantwortet:
Die ersten Meter legten wir auf den Resten der erst 1996 stillgelegten Bahnstrecke Soltau-Neuenkirchen (Link zu Wikipedia) zurück. Aber wirklich nur die ersten Meter, denn 1914 wussten die Erbauer leider noch nichts davon, dass wir auf den Streckenresten gerne nach Pisa wandern wollten. Aber egal, musste heute halt eine andere stillgelegte Bahnstrecken als Weg herhalten. Aber mehr dazu später.
Doch als erstes erfuhren wir, was es heißt, auf Fehler in OpenStreetMap hereinzufallen.
Erst liefen wir entlang eines nicht eingezeichneten Trampelpfades, dann über einen eingezeichneten, aber irgendwie nicht mehr vorhandenen Bahnübergang und schließlich über einen nicht eingezeichneten Trampelpfad, da ein eingezeichneter Weg sich als Feldrand entpuppte. Und im Anschluss noch über einen nicht eingezeichneten UND nicht vorhandenen Weg (also quer übers Feld…). Aber sonst gings. So gut die OSM-Karte sonst ist, so schlecht war sie hier. Inzwischen sind diese Fehler aber behoben. Aber nur diese, hehehe….
In Meinern kurze Rastpause an einem Rastplatz, ein kurzes Stück an der Straße, über den Bostelerweg den Dehnbosteler Weg, dann irgendwie durch die Gegend, eine schöne, aber eher unspektakuläre Landschaft. War aber auch zu erwarten.
Bomlitz. Hier gibt es einen größeren Industriepark, der auch heute noch einen gut bedienten Gleisanschluss besitzt. (Link zu Wikipedia) Bis 1979 war die Werkbahn hier tatsächlich elektrifiziert – als Insellösung, denn die weiterführende Bahnstrecke in Walsrode ist bis heute nicht elektrifiziert.
Wir schauen uns den Bahnhof Bomlitz an, wo heute nur noch vereinzelt Museumszüge fahren, im Güterverkehr aber durchaus noch was los ist.
Wir durchqueren das ehemalige Werksgelände der Eibia (Link zu Wikipedia). Eine große Rüstungsfabrik im 2. Weltkrieg. Heute erahnt man kaum noch, dass hier einstmals mehrere 1000 Menschen arbeiteten.
Im Gebüsch entdecken wir eine alte Bahnsteigkante.
Ein Geocache führte uns zu einem versteckten und in einer tiefen Kuhle liegenden Bunkereingang. Allerdings trauten wir uns nicht so recht herein, so dass wir diesen Cache mal ungehoben ließen. Wir wollten ja auch noch weiter.
Nach Querung der Böhme und der fotografischen Festhaltung eines Erixx bei der Ausfahrt aus Walsrode, erreichten wir auch bald den Bahnhof von Walsrode.
Normale Menschen wären spätestens jetzt nach Hause gefahren, aber so sind wir ja nicht. Also weiter, am Walsroder Kloster vorbei.
Nach nochmaliger Querung der Böhme und einer weiteren fotografischen Festhaltung eines Erixx bei der Ausfahrt aus Walsrode (aber diesmal in Richtung Süden), inspizierten wir nun das erste Mal die Bahnstrecke von Walsrode nach Verden. Bahnstrecke von Walsrode nach Verden? Ja, die gab es mal. (Link zu Wikipedia)
Kurz: Zwischen Stemmen und Böhme schon seit 1936 unterbrochen. Verden-Stemmen noch Museumsbetrieb. Den Abschnitt Walsrode-Böhme galt es nun für uns zu erwandern. Ja, erwandern, denn viele Züge fahren nun hier nicht mehr. Die Strecke ist betrieblich gesperrt, so dass wir uns in den Bereich der Gleise trauten.
Aber erstmal ging es jetzt über die Böhme und zum Rehweh am Bahnhof Vorwalsrode (für uns hätte es eigentlich Hinterwalsrode heißen müssen, aber naja, Details…).
So, Leute mit Schwellenangst bitte wegschauen und weglesen.
Wir folgten der Bahnstrecke Schwelle für Schwelle. Eisenbahnschwellen haben eigentlich immer den gleichen Abstand, der zu kurz für einen normalen Gang ist, aber auch zu groß um nur jede zweite Schwelle betreten zu können. Dazwischen unebener Schotter. Also bleibt nichts anderes übrig, als eine sehr ungewohnte Schrittlänge – von Schwelle zu Schwelle – zu wählen und dabei auch noch aufzupassen, auf den Holzschwellen nicht auszurutschen. In Summe also eher ungemütlich, eine längere Strecke auf einer Bahnstrecke zu wandern. Aber parallele Wege wären auch zu langweilig gewesen, also blieb uns nur der Weg zwischen den Schienen.
Dazu muss man wissen, dass es früher ja Streckenläufer gab, die tagein tagaus das so machen mussten…
Jetzt kam noch ein weiterer Faktor dazu, der den Weg zunehmend beschwerlicher und – „spezieller“ machte. Die Dunkelheit. Der Sonnenuntergang war bereits vollzogen, so dass mit jedem Meter auch noch ein Mangel an Licht hinzukam. Schwelle für Schwelle… Allerdings hatten wir diesen Fall bereits eingeplant (die Sonne geht ja öfters mal unter (nein, die Erde dreht sich weiter, aber das formuliert niemand so…)), und unsere Handy-Taschenlampen dabei.
Hollige. Was ist das? Ein Zug! Ein Geisterzug! Mitten im Nichts. Hier hat sich eine 600mm-Touristikbahn „breit gemacht“. Die „Böhmetal Kleinbahn“! (Link). Ja, BöhmeTAL. Unter einem Tal verstehe ich was anderes, aber naja was tut man nicht alles für die Touristen. Ich hoffe, die kommen hier auch zahlreich hin, denn die Kleinbahn hier ist sicherlich ganz nett mal zum Mitfahren. Jetzt, heute, jenseits von 21 Uhr ist allerdings kein Tourist zu sehen außer zwei Vollhonks, die mit Handytaschenlampen die Schwellen langtorkeln.
Bilder bei Tageslicht gibt es dann bei der nächsten Etappe.
Hm. Übernachten müssen wir ja auch noch. Wo und wie eigentlich? Der letzte Zug ist hier jedenfalls abgefahren. Outdoorprofis hätten jetzt sicher Zelt und Schlafsack dabei. Da wir aber keinen Bock auf Schleppen hatten und gerne ein „vernünftiges“ Bett wollten (verwöhntes Großstadtpack halt), blieb uns nichts anderes übrig, als hier ein Einfamilienhaus zu kaufen. Nein, besser: Ein zum Verkauf stehendes Einfamilienhaus über Errbieennbieh zu mieten. Ja, ein ganzes Haus! Gab halt nichts anderes, denn Altenboizen ist halt touristisch noch nicht soooo sehr erschlossen. Und Bett ohne Haus gibt’s nicht so oft.
Also schnell Hopfensaft und sonstiges Proviant in den Kühlschrank, und ab in das Altenboitzener Nachtleben! Das hieß dann konkret: Zähne geputzt, gegenseitig über schmerzende Beine und Füße vollgejammert und schnell ins Bett.
Ganze 37,65km hatten wir geschafft, und das merkten wir nicht nur am Abend…
Existiert die Geisterbahn auch bei Tag? Wie fühlt es sich an, nach einer 37km Wanderung am nächsten Tag eine 30km Wanderung zu machen? Warum wir fast verhungert wären, uns Rehe aber das Überleben sicherten. Lest selbst, bei der nächsten Etappe! (also abbonieren nicht vergessen!)
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