Um die Zeit im Zug produktiv zu nutzen, suchte ich nach einigen Geocaches, die auf der 11. Etappe auf (bzw. am) Weg liegen sollten. Dabei stieß ich auf einen Mystery-Cache, der sich auf den ersten Blick als recht leicht lösbar darstellte. Mit Hilfe von vorgegebenen Legosteinen sollten die Lösungsziffern gebildet werden. Das stellte sich allerdings als schwieriger als gedacht dar. Nach einigem Herumprobieren zeigt dann kurz vor Eilvese der „Geo-Checker“ doch noch ein grünes Licht. Puh, geschafft! So eine harte Nuss möchte nach dem gelöst werden natürlich auch gefunden werden, so begann der Wandertag erstmal mit einem Weg in die falsche Richtung – nach Norden. Unser Zeitplan sah heute eine relativ kurze Strecke vor, so dass es uns annehmbar erschien, unterwegs diesen und noch andere Geocaches zu suchen.

Die S-Bahn hielt heute extra für uns in Eilvese
Schrankenwärterhaus und Bahnübergang in Eilvese

Ziel sollte Wunstorf sein. Kein Zufall, denn in Wunstorf bin ich aufgewachsen und wo übernachtet es sich besser als bei Mama?

Doch zunächst wandern.

Mit Vollgas nach Norden.
Eilvese City
Der nächste Ort hat einen merkwürdigen Namen. Dabei geht es doch geradeaus direkt ins Moor!?
Eine alte Tankstelle

Eine Hinweistafel und ein Geocache führten uns zu den Überresten des „Überseesender Eilvese“ (Link zu Wikipedia). Von 1913 bis 1929 konnte man hier Telegramme nach Übersee senden. Zwischen dem Funkturm mit 260m Höhe und niedrigeren Masten wurde ein Netz aus Antennen gespannt. Also quasi ein Internetz.

Hier funkte es.

Irgendwann hat man dann festgestellt, dass man ja auch einfach anrufen könnte und das Ding dann wieder abgerissen.

Ein Fundament fanden wir im Wald – und in diesem ein Geocache…

Das Fundament im Wald
Unser Weg.

Weiter führte uns der Weg ins „Tote Moor“.

Zunächst in den nördlichen Teil, wo auch heute noch Torf abgebaut wird. Offiziell Betriebsgelände fanden wir jedoch kein Hinweisschild welches ein Betreten verbietet… Ein wenig skurril mutet diese Landschaft schon an. Schreitet man durch den umrahmenden Wald, so blickt man auf eine weite, vom Raubbau des Menschen gezeichnete Fläche. Brauner Torfboden mit totem Holz und tapferen Gräsern. Muss das sein?

Ein einsamer Bagger wartet auf Beschäftigung. Gleisreste liegen im Moor. Immer noch wird an einigen Stellen das abgebaute Torf mit Lorenzügen abtransportiert, da Lkw hier einfach einsinken würden. Die Verbindung der eigentlich noch aktiv aussehenden Gleise zum Betriebshof ist allerdings gekappt und zugewachsen. Zumindest scheint es, dass hier schon länger kein Zug mehr gefahren ist:

Wir nähern uns dem Firmengelände. Ein Lorenzug ist abgestellt, ein weiterer Zug rattert an uns vorbei. Wir werden gefragt, was wir hier so machen. Dass wir zu Fuß auf dem Weg nach Pisa sind erwähnen wir vorsichtshalber nicht.

Der stillgelegte Bahnübergang über die „Moorstraße“ beweist, dass hier früher auch Züge auf 600mm-Gleisen fuhren. Heute verkehren die Züge auf 900mm Spurweite. Die Moorstraße ähnelt einer Achterbahn, schließlich sackt die Fahrbahn hier immer mal wieder ab. Aus Kindheitserinnerungen weiß ich, dass „früher“™ die Fahrbahn noch weit welliger war. Was ein Spaß!

Auf der anderen Seite der Straße wird das Moor inzwischen renaturiert. Erinnerungen werden wach, denn vor etwa 15 Jahren durfte ich mithelfen, hier einige alte Feldbahnschienen und Loren vor dem Verfall zu retten. Die Ecke ist inzwischen noch viel mehr zugewachsen und kaum noch begehbar.

Ein altes Brückenfundament

Ein Holzsteg führt zu einem Aussichtsturm mit Blick auf das Meer. Meer? Mehr? Sind wir schon am Mittelmeer? Nein, der Turm ist weder schief, noch sind wir am Mittelmeer. Am Steinhuder Meer! Eine wahrlich gigantische Landschaft mit Natur pur. Zumindest hier am Ostufer ist das alles Naturschutzgebiet und für Menschen gesperrt. Daher hat man auf einer Radtour rund um das Meer tatsächlich nur selten einen Blick auf selbiges. Dafür halt diese Aussichtstürme.

Weiter geht es durch Durchschnittslandschaft ein paar Geocaches „einsammeln“.

Die Richtung ist klar, oder?

Einen Lachflash verursachte ein Cache an einer ETWAS längeren Kette.

Bald standen wir am Zaun des Fliegerhorst Wunstorf. Heimat des LTG 62. Früher auch als Rennstrecke genutzt. Und wer hat gewonnen? (Und wer hat gewonnen?).

Wir folgen ein wenig der ehemaligen Bahntrasse der schmalspurigen Steinhuder Meer-Bahn. Hier hat der Steinhuder Meer-Bahn e.V. zur Erinnerung ein altes Drehgestell aufgestellt.

Nun wurde es nun doch schon langsam dunkel, nicht zuletzt weil sich eine dicke Regenwolke auf den Weg machte, uns zu besuchen. So durchquerten wir Wunstorf doch eher zügig und verschoben den Stadtrundgang auf den folgenden Tag, der Etappe 12.

Ein Drehgestell auf der Trasse der ehemaligen Steinhuder Meer-Bahn

Tatsächlich haben wir uns in der Zeit gehörig verschätzt. Eine Zugverspätung bei der Anreise, der Umweg zu Beginn und die vielen Geocaches kosteten einfach recht viel Zeit, so dass wir fast 3 Stunden später als ursprünglich gedacht am Ziel eintrafen. Allerdings haben wir uns auch bewusst dazu entschieden heute etwas mehr Zeit zu lassen, so dass das dann auch wieder keine Überraschung war.

Die 24 km legten wir in 9 Stunden zurück. Am Folgetag war nun eine noch kürzere Etappe geplant, die uns an den Rand der Erde der Norddeutschen Tiefebene und an den Fuß des Deisters führen sollte. Und das unter Wasser! Also: Dranbleiben!